Wir bleiben Alle!, 27.04.2012, Wabe/Thälmann-Park

Wir bleiben Alle!

Für den Erhalt aller kulturellen und sozialen Einrichtungen in Pankow. Gegen die Vertreibung alternativer Wohn- und Kulturprojekte in Mitte. Gegen Mietexplosion. Für die Selbstorganisation der MieterInnen.

Aufruf zur Demonstration am 27.4.2012

 "Erst wenn die letzte Eigentumswohnung verkauft, die letzte Dachetage ausgebaut und der letzte Freiraum zerstört ist, werdet ihr feststellen, dass unser Kiez die Kleinstadt geworden ist, aus der ihr geflohen seid!" (Plakat am ehemaligen Klub der Republik)

Die gallischen Dörfer in Mitte und Pankow rufen auf sich solidarisch und gemeinsam mit allen BewohnerInnen Berlins der Verdrängung und den Sozialkürzungen entgegen zu stellen.

Es ist höchste Zeit selbst aktiv zu werden, denn die Vergangenheit hat mehr als bewiesen, dass wir von den politischen Verantwortlichen dieser Stadt nichts zu erwarten haben. Durch ihre fehlgeleitete Stadtentwicklungspolitik und dem Ausverkauf von Grundstücken und Häusern wurde SpekulantInnen und InvestorInnen Tür und Tor geöffnet , die unsere Stadt nach und nach in eine tot-gentrifizierte Wüste verwandeln.

Die kompromisslose Verwertungslogik und Kommerzialisierung diktiert den BewohnerInnen das alltägliche Leben und wer sich das nicht mehr leisten kann, soll gehen. SeniorInnen müssen ihren Kiez verlassen, obwohl sie dort Jahrzehnte gelebt haben, Jugendliche suchen vergebens nach Freiräumen. Nachtleben? Fehlanzeige. Clubs werden durch beschwerdefreudige NachbarInnen verdrängt, selbst Spätis werden als Störfaktor empfunden. Über 30000 Hartz IV EmpfängerInnen zahlen jetzt schon zu, um sich ihre Wohnungen weiter leisten zu können und es werden immer mehr!

Nicht die BewohnerInnen sondern, die Entwicklungen auf dem (kapitalistischen) Wohnungsmarkt entscheiden wo wir wohnen, wie wir wohnen und ob wir überhaupt wohnen können!

Hinzukommt das Diktat der knappen Kassen. So sollten beispielsweise in Pankow 1 Million Euro an Kultureinrichtungen eingespart werden. Davon betroffen sind weiterhin Bibliotheken, Platzhäuser, Seniorenbegegnungsstätten und Obdachloseneinrichtungen.

Wer Kultur von unten macht, den erwartet das selbe Schicksal. Während die Stadtpolitik Berlin als Kulturhauptstadt in Szene setzt, um kaufkräftiges Klientel anzuziehen, wird die Off-Kultur der Gentrifizierung überlassen oder eigenhändig vor die Tür gesetzt. Ihren Zweck als (sub)kulturellen "Aufwertungsfaktor“ oder touristisches Fotomotiv haben sie erfüllt und können nun Investorenträumen weichen. Erinnert sei an den Schokoladen, der nur durch eine breite Kampagne gerettet werden konnte. Die Bedrohung alternativer Wohn- und Kultur-Projekte in Mitte geht jedoch weiter. So machen beispielsweise die Besitzer wie die der Linie 206 und der Kirche von Unten (KvU) derzeit ernst und versuchen "ihre Mieter" mit aller Macht rauszuekeln. Anstelle dessen sollen Lofts und Prestigeprojekte den Kiez „lebenswerter“machen. Kommunaler Besitz, eine der wenigen Möglichkeiten sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Bewohner zu orientieren, wird an die Meistbietenden verscherbelt. So jedenfalls sehen die aktuellen Rettungspläne von SPD und Grüne aus, um Geld in die Pankower Bezirkskassen zu spülen.

Stattdessen werden uns Alibi-Räume, wie das BMW-Lab vorgesetzt. Während sie diese Verdrängungspolitik nahezu symbolisieren, dürfen wir für das Prestige der Sponsoren selbige mit diskutieren.

Die aktuelle Lage zeigt, dass die Unzufriedenheit über die profitorientierte Aufwertungspolitik dieser Stadt an vielen Stellen brodelt. Unterschiedlichste Menschen sind nicht Willens ihre Vorstellung von Wohnen und Leben diesen Entwicklungen zu unterwerfen und wehren sich dagegen. Sie zeigt jedoch auch, wie isoliert die verschiedenen Kämpfe geführt werden. Wenn JedeR an seinem Platz allein kämpft, dann wird auch jedeR allein für sich scheitern. Tun wir uns zusammen, nutzen wir unsere Unterschiedlichkeit als Stärke, denn Berlin war, ist und bleibt eine widerständige Stadt!

Wir sagen: Wir lassen uns nicht verdrängen! Wir sind diejenigen, die wissen wie die Stadt gemacht wird in der wir leben wollen! Wir nehmen es nicht hin, dass der Kampf für beendet erklärt wird! Für den Erhalt aller kulturellen und sozialen Einrichtungen in Pankow! Gegen die Vertreibung alternativer Wohn- und Kulturprojekte in Mitte. Gegen Mietexplosion und Zwangsumzüge. Für die Selbstorganisation der MieterInnen.

Von KvU, Linie 206, Kastanie, Tacheles über Seniorenbegegnungsstätte bis Club und Späti, unsere Antwort auf die Eigentumsfrage: Wir bleiben alle!

Demonstration am 27.4.2012

17:30 Wabe/Thälmann-Park

ab 15:00 Kleinkunst, Musik und ...

Kontakt: 27vier@riseup.net

Ein paar Worte zur Route: Die Route soll am Thälmannpark/Wabe starten über den U-Bhf. Eberswalder zum Mauerpark, vom Mauerpark Richtung Senefelder Platz, am Teuteburger Platz vorbei, dann Richtung Linienstraße, über die Linie zum Rosenthaler Platz. Von da aus schaut wozu ihr Lust habt, es wird auch die eine oder andere Party am Abend in der Gegend geben.