Aus für das Atelierhaus Prenzlauer Promenade? Freitag 26.Oktober, 17:00, PK, Rundgang & Feier

Ehemalige Akademie der Wissenschaften Ost Prenzlauer Promenade 149 – 152 13189 Berlin Über 70 Künstlerinnen und Künstler verlieren ihre Ateliers, wenn der Liegenschaftsfonds das Gebäude der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR verkauft! Es werden 70 Ateliers vernichtet, weitere 70 also von zurzeit Hunderten! Der Senat wird die internationale Bedeutung Berlins als europäische Kulturmetropole und bevorzugter Produktionsstandort von Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt weiter ausbauen. Das vielfältige Angebot mit der für Berlin typischen Mischung aus etablierter Kultur und neuen, experimentellen Kunstformen der Freien Szene gilt es zu erhalten. Wir laden Sie herzlich ein zur PRESSEKONFERENZ, Freitag, 26ter Oktober, 17 Uhr Mit Vertretern der Künstler der Prenzlauer Promenade, Leonie Baumann, Rektorin Kunsthochschule Weißensee und Herbert Mondry, Vorsitzender BBK. Rundgang und anschließende Feier. Im Vortragssaal, Aufgang E. Mit Dank und in Solidarität: Atelierhaus Ingan, Atelierhaus Gerichtshöfe, Kunsthaus Freies Museum, Haben und Brauchen. Wir möchten Sie ebenfalls herzlich einladen zu einem PRESSETERMIN Donnerstag, 25.10.2012, 11:00 Uhr Die Künstler stellen die Situation Prenzlauer Promenade dar Vortragssaal, Aufgang E Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kollegen, Die Akademie der Wissenschaften, gelegen an der Prenzlauer Promenade, ist seit vielen Jahren ein Ort der Kunst. Über 70 Künstler arbeiten hier und das sehr gerne. Treuhänderisch verwaltet wird das Gebäude seit 5 Jahren vom Liegenschaftsfond. Treuhänderisch verwaltet, das heißt einerseits Räume als Ateliers zu vermieten - momentan ca. 3.000 qm -, andererseits mehr als noch einmal so viel beheizt leer stehen zu lassen. Ein Leerstand, der u.a. mit an den Haaren herbei gezogenen Mietpreisen, die neuerdings verlangt werden, hergestellt wird. Über 3000qm (auf Landeskosten) beheizter Leerstand! Warum? Um den Bedarf an Ateliers zu decken, sollen doch landeseigene Grundstücke genutzt werden. (Richtlinien der Berliner Landespolitik 2011-2016) Nun, der Liegenschaftsfond sieht seine Aufgabe nicht darin, Kulturförderung zu betreiben oder überhaupt stadtentwicklungspolitische Richtlinien auszuarbeiten und hat damit Recht. Der Liegenschaftsfond wurde von der Politik gegründet und beauftragt, landeseigene Liegenschaften zu privatisieren und abzuwickeln. Ein Geschäft das manchmal Unmut erzeugt und fragwürdige Ergebnisse zeitigt im Hinblick auf die Interessen der Allgemeinheit. Und genau deswegen wurde er gegründet: der Liegenschaftsfond hat’s gemacht, nicht die Politik. Die würde nie weit über 6000 qm landeseigene Atelierfläche privatisieren und damit zu vernichten. Das Künstlerhaus Akademie der Wissenschaften ist ein Ort der Kunst, es soll es aber nicht länger sein. Für Anfang nächsten Jahres will der Liegenschaftsfond ein Bieterverfahren ansetzen, als heißer Interessent wird das pfiffige Unternehmerduo aus dem Westerwald GPU/ Lamkomski und Ulrich gehandelt. Sie haben oder geben vor, endlich den dringenden Bedarf an (vom Jobcenter) bezahlbarem Wohnraum zu befriedigen, ein „Wohnungsaldi“ schwärmt die FAZ. Oder doch Abriss und Neubau von Wohnungen? Diese Vision soll im Stadtentwicklungssenat zirkulieren, was dann aber eher „Feinschmeckerparadies“ bedeuten würde. Da können die einen mit der Zunge schnalzen und die anderen sich über gute Presse freuen, man kann es aber auch so sehen, dass zwei Gruppen, deren Situation in Berlin immer bedrohlicher wird, nämlich Mieter, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Wohnungen zahlen sollen, und Künstler, die „Marktpreise“ für Ateliers - sofern es sie noch gibt - nicht mehr zahlen können, gegeneinander ausgespielt werden, zum lachenden Vorteil derer, die nicht mehr wissen, wohin mit ihren Krediten. Man kann es so sehen, dass die Akademie der Wissenschaften Gegenstand der Berliner Immobilienspekulation geworden ist, einer Spekulation, in deren Verlauf einige reicher geworden sein dürften, und die anderen als Konkurrenten um das bisschen, das ihnen geblieben ist, sich wiederfinden. Alle gegen Alle. Hunderte (!) von Ateliers werden und wurden in kürzester Zeit in der Stadt vernichtet. Rendite mäßig eine gute Sache, finden manche. Ob allerdings das vielfältige Angebot der für Berlin typischen Mischung aus etablierter Kultur und neuen, experimentellen Kunstformen der Freien Szene damit aufrechterhalten wird, ist eine andere Frage. Stadtrendite ist nicht immer bunt und die Frage dann doch interessanter, was sich dabei für wen rentiert. In einer Situation, in der man uns unsere Arbeits- und Existenzgrundlage wegzureißen droht, fordern wir, die Künstler der Prenzlauer Promenade, ein sofortiges Moratorium des Bieterverfahrens! Wir, die Künstler, fordern, das Gebäude weiterhin als Künstlerhaus nutzen zu können und es als Künstlerhaus endlich weiter entwickeln zu können, unbedroht von Verkaufsabsichten. Die Mieten, die derzeit verlangt werden, dienen nur dem Zweck, Leerstand zu erzeugen und die Prenzlauer Promenade für die Immobilienspekulation bereitzuhalten. Wir fordern ein Ende dieses skandalösen Leerstands, ein Leerstand, dessen Kosten dem Land aufgebürdet wurden und werden (was nichts anderes ist, als diese Immobilienspekulation zu subventionieren!). Wir, die Künstler, fordern, dass die Akademie der Wissenschaften landeseigen bleibt und nicht privatisiert wird! Dass das Gebäude weiterhin sehr gut für die Künstler nutzbar ist, hat eine Begehung am 12. Oktober festgestellt, entgegen vorher gestreuter falscher Behauptungen! Manch kulturell besonders engagierte Politiker meinten, wir (!) sollten doch erst Nutzungskonzeptionen erstellen, bevor wir Forderungen stellen. Man würde uns sonst für unrealistische Spinner halten. Es sind dieselben Politiker, die jahrelang geduldet haben, dass bei tausenden Quadratmetern beheizten Leerstand Mieten jahrelang nicht eingenommen werden sollten und so an die eine Million Euro in den Sand gesetzt wurden. Es sind diese Politiker, die uns wohl mit der „Creativwirtschaft“ verwechseln (und sich selbst für „Gestalter“ halten). Diesen Leuten möchten wir noch einmal klarmachen: Wir Künstler generieren einen Überschuss, und das ist die Kunst selber. Ein Überschuss, der von vielen nicht ungern angenommen wird. Und der das Bild der Stadt geprägt hat. Es sollte allen klar sein: Wir werden nicht freiwillig gehen. Berlin, 20.10.2012, Vertreter KünstlerInnen Mechtild Beckmann, Swen Daemen, Simone Haack, Undine Goldberg, Verena Klary, Iwan van`t Spijker, Sabine Jahnke, Rebecca Lüling, Felix Loycke, Fabian Seyd, Grazyna Zarebska, Susan Bauermeister, Sören Marquardt, Peter Jap Lim, Jan Koch, Anna Brinkmann, Klaus Winichner